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13. Juli 2014

Männerriege Velotour ins Emmental 11./12. Juli 2014

Vorwort

Als Jung-Männer-Riegler – dies in Bezug auf die Mitgliedschaftsdauer – ist mir – bei einem feinen Nachtessen im Hotel Hirschen in Langnau – gelinde gesagt die Verantwortung über die Berichterstattung der Velotour übertragen worden (richtiger wäre: ich bin dazu „verknurrt“ worden). Da ich mit den engeren Gepflogenheiten der Männerriege – was ist erlaubt und was wird noch geduldet – noch nicht so vertraut bin, schreibe ich diesen Bericht aus dem Standpunkt der Offenheit (wie sich das für einen Schweizer gehört). Als Basis zitiere ich zu Beginn einen kurzen Ausschnitt aus der offiziellen Einladung:

„Nachdem Hans Graf verdienstvoll zahlreiche MR ASP Velotouren fast in der ganzen Schweiz organisierte und mit uns durchführte, entwickelte Beni Suter den Begriff „Findungskommission“ und teilte die verschiedenen Tourenaufgaben professionell unter einigen Mitturnern auf.“

Und weiter geht’s mit:

„Die diesjährige Velotour führt uns demnach ins wunderbare Emmental. Ausgangspunkt an beiden Tourentagen ist das Hotel Hirschen in Langnau. Grundsätzlich sind zwei Touren für alle Teilnehmer (Gruppe 1 und 2) geplant, mit der Möglichkeit, an beiden Tagen, je nach sportlicher Befindlichkeit, den einen oder anderen Hügel mehr zu überqueren (gilt nur für Gruppe 1). Das Programm für die (Gruppe 2) umfasst ca. 44 Fahrkilometer am Samstag und zwischen 30 und 40 Fahrkilometer am Sonntag.“

Durch die geographischen Ziele angesprochen – ich mag Landschaft und Leute im Emmental – habe ich mich entschlossen an der Tour teilzunehmen. Etwas Kopfzerbrechen machte mir dann schon die Anmeldung. In der Einladung ist von Gruppe 1 und Gruppe 2 die Rede, wobei nur für Gruppe 2 die zu fahrenden Kilometer ausgewiesen sind. Etwas klarer umschrieben sind die Gruppen dann auf dem Anmeldeformular – Gruppe 1 „Leistungsfahrer“ (was das auch immer heissen soll) und Gruppe 2 „Genussfahrer“. Ich habe mich dann für die Gruppe 1 entschieden, was sich im Nachhinein als absolut richtig erwiesen hat.

Die Tour

Die Wetteraussichten für die beiden Tage hätten nicht schlechter sein können – Dauerregen für die nächsten 50-60 Stunden. Die einzige Hoffnung war, dass die Regenmenge nicht allzu hoch sein sollte. Trotz der misslichen Verhältnisse waren alle – 15 Velo- und 2 Besenwagenfahrer – mehr oder weniger gut gelaunt am Bahnhof Pratteln anwesend. Ein Fahrer sollte in Sissach noch zusteigen.

Bahnhof Sissach – und weit und breit nichts zu sehen von Ruedi G. Gerade er – einem Meister der Präzision, Genauigkeit und Pünktlichkeit mit einem gewissen Hang zum „Düpflischysser“ hatte offensichtlich den Zug verpasst. Dank mordernster Informationstechnologie konnte er zu Hause ermittelt werden. Die Reiseleitung hatte offensichtlich mit einem derartigen Versäumnis gerechnet, denn Ruedi erreichte den Bahnhof Olten mit dem nächsten Zug noch rechtzeitig. Seine Ausrede mit Sommer- und Winterzeit klang doch eher dürftig. Insgeheim machte ich der Reiseleitung den leisen Vorwurf, dass eigentlich alle mit dem späteren Zug hätten anreisen können, um nicht lange im kalten Bahnhof warten zu müssen.

Nach der Ankunft in Langnau im Hotel Hirschen wurden unverzüglich die letzten Vorbereitungen zur bevorstehenden Tour getroffen, bei relativ schlechten Wetterbedingungen (nass und kalt). Die Unterschiede in der Vorbereitung der beiden Gruppen waren eklatant. Während Gruppe 1 in zweckmässiger, sportlicher Regenkleidung zu sehen war, bot die Gruppe 2 doch ein weniger sportliches Bild – Gruppenleiter in Plastiksäcken über den Schuhen.

Nachdem auch der Letzte bereit war, ging das Abenteuer los. Zügig ging‘s talwärts und schon bereits nach 8.2km war der erste Halt angesagt – nicht etwa in einem Kaffee mit Gipfeli – zum Entsetzen des Schreibenden in einer Schnaps-Brennerei. 25 Flaschen mit verschiedenen hartgesottenen Wässern standen in Reih und Glied zur Degustation bereit. Mildernd muss ich sagen, es gab dazu auch feinen Zopf und Käse. Einige wenige Vernünftige haben sich sogar an der Mineralwasser-Flasche vergriffen. Nach einer ausreichenden Stärkung mit fester und flüssiger Nahrung baten die Gruppenleiter ihre Schützlinge zur Weiterfahrt. Wie sich in der Folge abzeichnete, war dies der letzte Treffpunkt an dem sich beide Gruppen gemeinsam trafen – nicht weil es so geplant war – nein, weil die beiden Leiter der Gruppe 2 (Genussfahrer) – sinnigerweise beide mit dem gleichen Nachnamen beginnend mit „S“ und endend mit „uter“ – mit den geographischen Gegebenheiten des Emmentals hoffnungslos überfordert waren.

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Wer soll sich da noch zurechtfinden. Geht es jetzt nach vorne oder nach hinten? Man könnte auch meinen:

„De chunnt hinde und vorne nit druss“!

In der Folge kann ich nur noch über die Ereignisse der Gruppe 1 (Leistungsfahrer) berichten. Offensichtlich wurde der Begriff Leistungsfahrer derart ausgelegt, dass wer Leistung bringt, sich auch verpflegen muss. Das nächste Ziel nach der Brennerei war dann bereits der Gasthof Rössli in Arnisäge. Obwohl die fahrerische Leistung massiv zurückgefahren wurde, war man eine halbe Stunde zu früh zum Mittagessen. Von der Gruppe 2 war noch weit und breit nichts zu sehen. Die spärlichen Informationen, die wir bekamen, besagten, dass sich die Gruppe mehrheitlich zu Fuss über unwegsames Gelände fort bewegt. Dies bewog die Gruppe 1 mit dem Mittagessen zu beginnen. Beim Aufbruch zur Weiterfahrt sind dann die „Genussfahrer“ ebenfalls im Rössli eingetroffen, allerdings aus der Gegenrichtung zur geplanten Anfahrt. Zum Glück hatte das Rössli einen „flexiblen“ Küchenchef, so dass die Genussfahrer sich ebenfalls noch warm verpflegen konnten.

Während die Genussfahrer sich von den Laufstrapazen erholten, peilte die Gruppe 1 bereits das nächste Lokal an. Im Restaurant Waldhäusern liess man sich ein währschaftes Zvieri schmecken. Der Schreibende hat sich dabei vorgenommen auf das Nachtessen zu verzichten, da er sich derartige Völlereien nicht gewohnt war. Anschliessend stürzte sich die Gruppe trotz voller Mägen waghalsig den Berg hinunter. In flottem Tempo erreichte man den Hirschen in Langnau. Nach Zimmerbezug und einer ausgiebigen Dusche traf man sich beim Apéro wieder. Allmählich traf dann auch müde und abgekämpft der Tross der Genussfahrer ein.

Beim gemeinsamen Nachtessen im Hirschen erfuhren die Leistungsfahrer dann Fakten der leidgeprüften Genussfahrer. Tröpfchenweise wurden da Details der Radtour offenbart, die mir als hartgesottenen Velocrack die Haare zu Berge stehen liessen. Dabei kristallisierte sich heraus, dass die beiden Leiter die eigentlichen Urheber des Desasters waren. Die gravierenden Mängel an Kartenlesen und Geographie-Kenntnissen endeten in einer totalen Orientierungslosigkeit (daran konnten auch GPS-Geräte nichts ändern), deren Opfer die Genussfahrer waren. Dies äusserte sich darin, dass die Tour in endlosen Umwegen durch steiles Gelände führte mit zum Teil schlecht zu befahrenden Naturstrassen. Die Folgen davon waren verheerend. Mit dem steilen Gelände waren die Genussfahrer überfordert, ein happiger Teil der Strecke musste zu Fuss zurückgelegt werden. Die dauernden Entschuldigungsversuche der beiden Leiter waren dabei wenig hilfreich. Das Resultat der ganzen Aktion war: Die Genussfahrer haben im Vergleich zu den Leistungsfahrern deutlich mehr Kilometer und mehr Höhenmeter zurückgelegt.

Die Geschichte des zweiten Tages ist schnell erzählt. Das Wetter war zwar etwas besser, aber der Ablauf ähnlich wie am Vortag – Essen verbunden mit etwas Velofahren. Die beiden „S“ der Genussfahrer versprachen die gleiche Route zu fahren, wie die Leistungsgruppe nur einfach langsamer. Im Nachhinein betrachtet kann man getrost sagen, auch das ist ihnen misslungen, nur nicht so krass wie am Vortag zum Nachteil der Fahrer.

Nach einem kräftigen Frühstück im Hirschen wurde ohne grosse Umwege das Lokal für das Mittagessen angefahren das Restaurant Krummholzbad in Kramershaus. Wie am Vortag hatte sich die Leistungsgruppe das Mittagessen praktisch genehmigt, bevor die Genussfahrer eintrafen. Dies hatte allerdings den doch etwas verwerflichen Grund, dass die Genussfahrer – ausser Programm – nochmals die Schnaps-Brennerei vom Vortag angefahren haben. Nachträglich kann ich ein gewisses Verständnis für diesen Umweg aufbringen – die Fahrer konnten so mit den Schwächen der beiden Leiter etwas besser umgehen.

Das nächste Ziel war eine Bäse-Beiz – irgendwo „im Chrut usse“. Auch der Schreibende war nicht immer hundert prozentig über den genauen Standort im Bild, aber er war auch nur Mitfahrer. Auf jeden Fall hat die währschafte „Emmentaler-Merängge“ zu einem abgerundeten Gourmet-Erlebnis geführt. Der Abschluss des sportlichen Teils der Tour führte uns zurück zum Hirschen. Es blieb genügend Zeit sich und vor allem das Velo zu waschen, und sich für die Heimreise vorzubereiten. Ob das den Genussfahrern auch gelingt, war zu diesem Zeitpunkt noch absolut fraglich. Der Vollständigkeit halber – die Gruppe hat den Hirschen dann doch noch rechtzeitig erreicht.

Fazit

Wenn eine „Findungskommission“ einen solchen Anlass organisiert, dann gehe ich davon aus, dass diese auch in der Lage ist, den Weg zu finden, denn sie sich vorgenommen hat. Der Leiter der Leistungsgruppe (Ueli Ryf) hat dies vorbildlich und zur Zufriedenheit der Fahrer erledigt. Es sei hier nicht behauptet, sondern nur angedeutet, das Sprichwort „mit den vielen Köchen“ hat doch einen gewissen Wahrheitsgehalt. Nichts desto trotz dem OK sei Dank, denn ohne deren Aufwand gäbe es keine Velotour der Männerriege.

Trotz der widrigen Umstände (vor allem wettermässig) war es für mich ein unterhaltendes und angenehmes Wochenende mit dem Resultat: plus 2 Kilo.

Victor Furler

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