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8. Juli 2012

Velotour in den Schwarzwald

Hans Graf hat keine Kosten – und vor allem keine Mühen – gescheut, auch dieses Jahr eine spannende und vielseitige Velotour zu organisieren. Der Schwarzwald, eine wahrlich schöne und vielseitige Landschaft, war das Ziel. Alle Teilnehmer äusserten sich dazu zufrieden bis enthusiastisch.

Zwar ist das Aufstehen mitten in der Nacht nicht nach jedermanns Gusto, schon gar nicht bei Regen. Immerhin: Alle 18 Velocracks und die vier Fahrer der beiden Begleitautos schafften es ziemlich pünktlich, um 07.00 Uhr mit der ganzen Ausrüstung am Bahnhof zu sein. Die Verladeingenieure leisteten ausgezeichnete Arbeit: die komplizierten Verladeabläufe klappten wie am Schnürchen – und das in Rekordzeit!

Mit der Bahn gings über Basel, Freiburg i.Breisgau, durch das Höllental nach Hinterzarten, für geübte Bahnfahrer nicht das geringste Problem, für andere dagegen schon. Bis auf drei waren in Hinterzarten alle Männerriegler ausgestiegen, da gab es, gemäss den Betroffenen, einen Piepston – und die Türe schloss sich automatisch, worauf der Zug abfuhr. Ruedi Weisskopf, Marin Dieffenbach und Urs Gygax fuhren mit und galten von da an juristisch als Schwarzfahrer. Die biederen Eidgenossen kapierten viel zu spät, dass in Deutschland alles ruchzuckzackzack geht. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Weil es in Hinterzarten regnete, ging die Gesellschaft ohnehin ins Kaffeehaus. Die Nachzügler erschienen in weniger als 30 Minuten mit dem nächsten Gegenzug und bekamen den ganzen Schlamassel mit dem Stromausfall mit, der die Zubereitung von Kaffee verunmöglichte.

Während die sog. sportlichen Fahrer über den nicht unbedeutenden Umweg über Feldberg sich nach Schluchsee aufmachten, nahmen die Genussfahrer einen Weg über Titisee – Bärental nach demselben Ziel unter die Räder. Der Weg nach Bärental war voller Wurzeln und Steine und phasenweise äusserst steil – eher ein Steiss denn ein Genuss. Kurz vor der spanischen (!) Grenze merkten wir, dass wir nicht den optimalen Weg benützten. Wir stellten fest, dass es sich um den Europäischen Fernwanderweg Nr. 1 handelte! Eine kleinere Korrektur führte aber zum Restaurant Seehof am Windgfällweiher, allwo ein feines Mittagessen auf die Ausgelaugten wartete.

Nach weiterem, stundenlangem Pedalen gelangte die Schar – etwas ausgedörrt – zum Unterkrummenhof am Schluchsee, einem Bauernhof mit Restaurant. Wer da lächelte, irrte. Hochakademische betriebswirtschaftliche Führung, effizienter Betrieb mit Selbstbedienung. Wer am Buffet nicht sofort bedient werden konnte, fasste eine elektronische Alarmsirene imposanter Grösse und modernsten Designs, und wenn die Bestellung ausgeführt war, schrillte und blinkte je ein akustisches und optisches Signal, das Zeichen, dass die Bestellung abgeholt werden konnte. Hallo – der technische Fortschritt und die Innovationskraft des Managements kennen keine Grenzen!

Die Weiterfahrt nach dem Ort Schluchsee ging ohne jedwede Mühen vonstatten. Ziel war das Hotel Sternen, wo die anspruchsvollen Herren Radfahrer standesgemäss untergebracht waren. Nach Zimmerbezug und Duschen waren wir von Hans Waldmeier, u.a. Obmann der Baselbieter Turnveteranen, zu einem feinen Apéro auf Kosten dieses Verbandes geladen, bravo! (Die Frage nach der finanziellen Kompetenz des edlen Spenders unterdrückten wir natürlich höflich. Niemandem wäre auch in den Sinn gekommen zu fragen, ob wir hier unsere eigenen Beiträge an die Veteranen versoffen).

Das Nachtessen in sehr gediegenem Rahmen war ausgezeichnet. Die Fortsetzung in der Bar wurde genutzt für ausserordentlich hochstehende Gespräche (unterstützt bzw. nicht beeinträchtigt durch medizinische Dosen von Alkohol).

Am folgenden Tag bewegten sich die Genussfahrer in flotter Fahrt nach St. Blasien hinunter – immer im zweistelligen kmh-Geschwindigkeitsbereich. Der Schreiber freut sich zwar über den Vergleich mit Cancellara, findet ihn aber doch etwas übertrieben. St. Blasien ist eine sehenswerte Kleinstadt mit einer bemerkenswerten Geschichte. Herausragend ist natürlich der Dom mit seiner imposanten Kuppel von 62 m Höhe und 36 m Durchmesser. Doch – Gott sei’s geklagt und gepfiffen – die Männerriegler interessierten sich mehr für Kaffee als für sakrale Bauten!

Die Weiterfahrt nach Laufenburg, das Albtal hinunter, bestand zu hohen Teilen aus Abfahrten und praktisch keinen Steigungen. Das Velo fühlte sich an wie ein E-Bike – für Hobbyfahrer wirklich eine gute Sache. Der Stimmung durchaus förderlich gestaltete sich auch das Mittagessen auf der Terrasse bei schönstem Wetter direkt über dem Rhein! Die Weiterfahrt nach Säckingen (eben) setzte den Kräften der Fahrer dann doch etwas zu. Sie entschlossen sich zum bequemeren Weg: von Stein bis Pratteln die S-Bahn zu benützen.

Fazit:
Es war eine sehr gelungene Velotour 2012. Der Dank hierfür gebührt zunächst allen Teilnehmern für die Disziplin und die tolle Kameradschaft. Primar zu danken ist natürlich dem spiritus rector der Tour, Hans Graf, dem praktisch noch einzigen Werktätigen in der Riege, für die tadellose Organisation und die überzeugende Leitung des Unternehmens. Grossen Dank kommt Fritz Künzli zu, der als Leiter der Genussfahrer eingesprungen ist und diese Prüfung mit Bravour bestanden hat! Zu grossem Dank sind wir auch den Fahrern der beiden Begleitautos verpflichtet: Kurt Zulauf, Kurt Dalcher, Hans Waldmeier und Rolf Güdel. Bravo!

Tex: Markus Furler
Fotos: Ruedi Weisskopf

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